Christin

Aus Das Verdammte Wiki
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Christin

Verfasser: Fexon



Christin,

Ich weiß nicht, ob dies das letzte sein wird, was du von mir lesen
wirst, und ich weiß nicht, ob, wenn du diesen letzten Brief in den
Händen hältst, schon mehr bekannt ist, als jetzt – ich weiß nur,
dass etwas Unerklärliches hier vorgeht, und die ganze Stadt seit
vier ganzen Tagen unter Quarantäne steht.

Quarantäne! Soldaten stehen an provisorischen Schranken und
überall stinkt es furchtbar. Sie sagen es sei eine neue,
antigenetische Grippe-Variante. Niemand hier versteht, was das
bedeutet.

Die Schrauben- und Mutternfabrik, die den meisten hier Arbeit
gegeben hat, bevor die Grippe ausgebrochen ist, ist heute Morgen
geschlossen worden – wegen Arbeitermangel… Aber wenn das hier
solche Ausmaße annimmt, wie es sich derzeit abzeichnet – wofür
braucht man dann Schrauben?!


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Ich wünschte, du wärst nie gefahren. Ich wünschte, du wärst hier
gewesen, als Porky gestorben ist. Er war so gesund, bis zu der
Nacht - noch bevor uns die erste Meldung über das Virus
erreichte - als er plötzlich stark aus der Nase zu bluten begann.
Es dauerte vielleicht fünf quälende Minuten. Er sah mich nur an.
Gott, vorgestern war ich an der Stelle im Wald, wo ich ihn 
vergraben hatte, irgendetwas hatte das Loch wieder aufgerissen.

Kranke Stadt.

Man solle das Haus nicht verlassen. Also verlasse ich das Haus
kaum. Die Enge der Wände, der Geruch des eigenen Atems, die Stille, die,
mit muffigen Vorhängen zugezogenen Fenster und die
unzumutbare Ungewissheit hinterlassen Spuren. Und Porkys leeres
Körbchen. Gott, ich will nicht mit blutender Nase sterben. Ich
werde die Türe niemandem öffnen. Es sollen Plünderer umgehen,
sagen die Leute.


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Ich war nie ein gläubiger Mensch. Doch das, was gerade passiert,
ist die Strafe für alles, was hier in der Vergangenheit geschehen
ist. Eine Krankheit für eine kranke Stadt. Für eine kranke Welt.

Vielleicht sollte ich sehen, ob ich im Haus von Frau Watzek, der
alten Dame von nebenan, eine Bibel finde. Die Haustür steht seit
vier Tagen offen, auch wenn ich meine, sie gestern regungslos am
Fenster stehen gesehen zu haben. Ob alles in Ordnung ist?

Ich denke an Dich.




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